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THEATOUR spielte:

CYMBELIN

von W. Shakespeare

im September und Oktober 2003 im Stadttheater Erding

THEATOUR bot diesmal mit dem selten inszenierten Drama Cymbelin "klassischen" Stoff à la Shakespeare:

THEATOUR erzählte eine krause Abenteuergeschichte um den Britenkönig Cymbelin verträglich und interessant aufbereitet, das Ganze in exakt (!) nur 2 ½ Stunden Spielzeit:

Von Shakespeares zweiundzwanzig Sprechrollen zuzüglich Lords, Hofdamen, römischen Senatoren, Tribunen, einem Wahrsager, einem Holländer, einem Spanier, Musikern, Anführern, Soldaten, Boten und Gefolge sowie schließlich einigen Geistererscheinungen blieben in dieser Inszenierung nur vier Sprechrollen, eine stumme Rolle (ausgerechnet die Titelrolle Cymbelin) sowie eine Stimme übrig.

Warum? Es gibt viele Gründe...

Eine Konzentration auf wenige Figuren mochte helfen, das von Shakespeare auf der Bühne gedachte Universum zu sortieren.

Wobei: König Cymbelin, im Drama recht konturenlos erscheinend, wird in dieser Inszenierung zur stummen Rolle und zeugt so von Machtlosigkeit. Er kann, oder will in den Geschehensablauf nicht eingreifen, er ist nur Spielball der anderen, ist passiver Bestandteil des Geschehens, er ist beeinflußbar und benutzte Requisite. Überdies fungiert er, wenn er im Szenenwechsel seinen Thron zwischenzeitlich verläßt, als Ortswechselindikator: Spielorte sind wechselweise Britannien und Rom.

Und dann: Die Königin ist die einzige Figur ohne Namen in diesem Drama. Sie fungiert in dieser Inszenierung lediglich als Stimme aus dem "Off". Sie ist das personifizierte Böse, das aber doch in jedem von uns steckt. Somit trifft sie uns alle mit ihrer Stimme, sie ist allgegenwärtig und greift so in das Geschehen ein, letztlich aber doch erfolglos, denn das Gute siegt.

Schließlich: Der Bezug zum Publikum wird, nicht zuletzt mittels Erläuterungen des Geschehens durch Posthumus´ Diener Pisanio, an keiner Stelle aufgegeben; wir, Dramengestalten, Schauspieler und Zuschauer, sind vom gleichen Stoff, aus dem die Träume sind. Pisanio präsentierte nun in dieser Inszenierung, anders als in der Textvorlage, eine Abenteuergeschichte mittels Rückblende und diese Abenteuergeschichte auch noch ins "finstere" Mittelalter verlegt...

THEATOUR erzählt Geschichten, aber vielleicht nicht viele zeitgleich und auf einmal. Das arme Publikum? Cymbelin von William Shakespeare wimmelt von vielen Geschichten, Parallelhandlungen, Intrigen, verwirrend, durcheinander, ist voll von Schwertkämpfen, Giften, Verkleidungen, Ortswechseln. All´ das aber erzählt als Märchen, inklusive Happy-End. THEATOUR bot dieses Märchen entschlackt und leichter verdaulich. Dennoch blieb die nötige Spannung erhalten, konzentriert auf wenige Figuren und, trotz vieler Handlungsstränge...

...eine Geschichte: Finsteres Britannien: König Cymbelins Tochter Imogen hat heimlich ihren Geliebten, den Edelmann Posthumus, geheiratet. Die Königin möchte aber ihren Sohn Cloten aus erster Ehe durch Heirat mit Imogen auf dem Thron von Britannien sehen. Posthumus wird vom Hofe verbannt und flieht nach Rom. Es folgen zum Teil tödliche Spiele mit der Macht und mit der Liebe. Schließlich kommt es auch noch zum Krieg zwischen Briten und Römern, doch "nie hat ein Krieg, eh noch die Hände vom Blut sich wuschen, solch ein schönes Ende".

Wenn vom dramatischen Raum die Rede ist, müssen wir uns einerseits mit dem realen Bühnenraum auseinandersetzen, also Bühnenform, Dekoration sowie Requisiten und Licht. Eine besondere Herausforderung war der Bühnenraum des Stadttheaters Erding, welcher den Darstellern keinerlei Möglichkeit bot, die Bühne nach hinten oder zur Seite zu verlassen. Andererseits müssen wir uns mit dem fiktiven Ort des Geschehens auseinandersetzen, bei Cymbelin also Schauplätze in Britannien und Rom. Hinzu kommen noch der gedachte Raum und vor allem der Zuschauerraum. All´ dies versucht THEATOUR in einer Inszenierung miteinander zu verbinden und optimal zu nutzen. Dabei möchte THEATOUR zusätzlich durch diverse Hilfestellungen die Phantasie des Publikums als Mittel zur Schaffung von Ort, Zeit und Atmosphäre anregen.

Jeder Raum, jeder Schauplatz hat seine eigene Atmosphäre, die verstärkt oder verwischt werden kann, dadurch, dass man diesen Ort "dekoriert". Die ureigene Atmosphäre selbst jedoch wird immer bleiben.