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Presse

10. Mai 2005

Amadeus

" THEATOUR" brilliert mit „Amadeus"
Historientheater auf höchstem Niveau
Ein Strudel aus Neid und Missgunst, Intrigen und Trauer, kurz: Sex and Crime im Rokokogewand

 

„ Wunderkinder sind gräßlich". So heißt es im „Amadeus" von Peter Shaffer. Und Mozart war unzweifelhaft ein solches Wunderkind. „THEATOUR" hat den „Amadeus" aufgeführt, den Feststadel in Hausmehring bei Haag in eine Rokokobühne verwandelt, den Kampf zwischen Mozart und dem Wiener Hofkompositeur Antonio Salieri interpretiert.
Mögen Wunderkinder auch gräßlich sein, der „Amadeus" war alles andere als gräßlich: Historien-Theater auf höchstem Niveau. Die Zuschauer nahmen -typisch für „THEATOUR" - rund um die Spielfläche, die so zur Arena mutierte, Platz. Und wie in einer Arena eben so üblich, tobte dort der Kampf. Der Kampf zwischen einem von Regisseur Jochen Servatius selbst mit größt möglicher Intensität dargestellten Salieri und einem Mozart, den Christian Meyer grandios als albernen, vulgären, eitlen und blödsinnig kichernden, aber eben auch genialen Musicus gab. Als Rückblick des alten Salieri (hervorragend: Gerjet Benditz) gestaltet, der sich selbst, um nicht in Veregssenheit zu geraten, des Mordes an Mozart bezichtigt, erlebten die „Beichtväter" im Rund eine Inszenierung, die bei aller Dramatik auch ihre humorigen Szenen hatte. Allein Markus C. Kühne als „wienernder" Kaiser Joseph II. war einen Gutteil des Eintritts-Salärs wert. Sonja Tièschky als Mozarts Frau Constanze Weber, das „Stanzerl" also, beeindruckte durch die Darstellung zwischen den Extremen blöde Gans und verzweifelte Gattin. Ebenfalls überzeugend das Spiel der Hofschranzen in Gestalt von Grafen und Baronen (Rupert Pfeffer, Thomas Chust und Dierk Hachmann), fein und - um im Wienerischen zu bleiben - leiwand auch die Leistungen der beiden Venticelli (Florian Weiß und Frank Junge).
Ein ganz außergewöhnliches Stück also, das in der einerseits spartanisch ganz auf die schauspielerischen Fähigkeiten ausgericheten, andererseits durch seine behutsam feinsinnige Ausstattung, Beleuchtung und Kostümierung viele Pluspunkte sammelnden Umsetzung durch „THEATOUR" noch wesentlich an Fahrt und Faszination gewinnt. Wie sagt Joseph II. doch immer so schön? „Spektakel müssen sein!"
Ein Pläsir, das ohne Zweifel auch dem „Wolferl" gefallen, ihn gebannt und ihm das eine oder andere schwachsinnige Gekicher entlockt hätte.

Freisinger Tagblatt, Oktober 2005